Zertrennlich by Sarginson Saskia

Zertrennlich by Sarginson Saskia

Autor:Sarginson, Saskia [Sarginson, Saskia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-13T00:00:00+00:00


19

Aber warum müssen wir da denn hin?«, jammerte ich.

»Die sind doch nicht mal mit uns verwandt«, bekräftigte Issy.

Mummy ließ sich nicht beirren. »Seid nicht solche Spielverderber. Das wird wunderbar. Inspirierend. Wir können ein bisschen mehr Musik in unserem Leben gut gebrauchen«, erwiderte sie. »Und außerdem hat Frank schon die Karten besorgt. Es ist beschlossene Sache.«

Sie zwang uns, Kleider anzuziehen, und auch die Folter durch den muffigen Waschlappen mussten wir erneut ertragen. Ich kniff die Augen zusammen und plusterte die Wangen auf, als der nasse Stoff darüberrieb, während Mummys Finger sich in meine Kopfhaut gruben. Sie blieb ungerührt von unserem Klagen und ließ nicht von uns ab, bevor sie nicht mit Gewalt einen Kamm durch unsere verknoteten Haare gezerrt hatte. Und das alles für ein langweiliges Konzert. Polly mit ihrem Musikstipendium spielte Geige im Schulorchester. Und wir saßen mit finsteren Gesichtern in der ersten Reihe. Ich neben Mummy, Frank auf ihrer anderen Seite. Wie sich herausstellte, war er Mathelehrer an Pollys Schule. Das Tischlern bringe er den Erwachsenen nur in der Volkshochschule bei, erklärte er, weil es sein Hobby sei und er seine Leidenschaft gern mit anderen teile.

Der stickige Schulsaal war voller erwartungsfroher Eltern, Geschwister und Großeltern. Es war ein weitaus pompöserer Raum als unsere Aula, mit hohen Decken und dunklen Holzvertäfelungen; es gab silberne Plaketten, in die als Auszeichnung für besondere sportliche Leistungen die Namen von Schülern graviert waren. Porträts in goldenen Rahmen zierten eine weitere Wand. Ich starrte auf die gemalten Gesichter unzähliger streng blickender grauhaariger Frauen, jedes mit einem Datum versehen, und begriff, dass dies ehemalige Schulleiterinnen sein mussten. Manche von ihnen sahen aus, als stammten sie noch aus dem viktorianischen Zeitalter. Als wir gehört hatten, dass es sich um eine Privatschule für Mädchen mit angeschlossenem Internat handelte, hatten wir uns vorgestellt, es wäre dort so lustig wie in den St.-Trinian’s-Comics.

Als ich einen flüchtigen Blick zur Seite warf, bemerkte ich mit einem Mal, wie seltsam Mummy heute aussah. Ihr Haar fiel ihr offen über die Schultern, anstatt wie sonst zu Zöpfen geflochten zu sein. Die klimpernden indischen Armbänder an ihren Handgelenken fehlten. Sie hatte sogar ein neues Paar Clarks-Sandalen anstelle der gewohnten Flipflops angezogen. Ihre Zehen zuckten, als fühlten sie sich unter den Lederriemen gefangen. Ihre Finger, unter deren Nägeln jegliche Spuren von Erde fehlten, lagen gefaltet in ihrem Schoß.

Isolte saß auf meiner anderen Seite. Zusammengekauert und mit finsterer Miene starrte sie zu Boden und trat immer wieder trotzig gegen ihre Stuhlbeine. Mummy lehnte sich über mich, um sie zur Ruhe zu bringen. Isolte hörte für ein paar Augenblicke auf und fing dann an, stattdessen mit den Füßen zu zappeln. Da sie Clogs trug, klapperten die Holzsohlen dabei laut auf dem Boden. Eine Frau ein paar Plätze weiter reckte den Hals und runzelte die Stirn. Mummy streckte die Hand aus und schaffte es, Issys Knie einen gezielten Schlag zu versetzen. Das Klappern hörte auf. Issys Körper wurde so steif wie ihre Schuhsohlen. Die Porträts an den Wänden blickten missbilligend auf die Szene herab.

Polly stand ganz vorn auf der



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